Beim schlendernden Zwischen-Heimweg vom Jazzweekend um die Ecke des Leeren Beutels geschaut. Da gibt es ein Haus, welches offenbar komplett entkernt worden ist. Die Fassage mit ihren teilweise neo-gotischen Bögen steht noch da. Die Gegend um die Ostengasse ist mittlerweile ein komisches Pflaster. Geschäfte öffnen und schließen in lockerer Weise. Regensburg schönste bewohnbare Ruinen scheint es auch hier zu geben (Gegend Heilig-Geist-Gasse). So könnte Regensburg tatsächlich einmal ausgesehen haben.
Gegenüber des entkernten Hauses ein anderes etwas heruntergekommenes (Hallergasse). Das Fassadengrau plus die Metalltüre in pastellisierten Farben.
Gut, dass niemand weiß, dass ich farbenblind bin. Ich würde jetzt einfach Blau und Orange/Oker vermuten. Das ganze in einer harten Struktur. Ein Tetrachord mit Unterbrechungen durch Schilder und Grafitti, mit Abblättererscheinungen im oberen Teil, wohl auch herrührend von anderen Aufklebern. Dazu unten dann vermutlich Spuren von Fusstritten – anzeigend, dass die Türfügel nicht ganz so einfach zu schließen vermögen.
Ein Detail aus dem linken Türflügel zeigt die Nähe zur modernen bildenden Kunst der Gegenwart deutlich an.
Der feine Farbauftrag mit kleinsten Differenzierungen in der Fläche. Der präzise Schnitt in der Mitte, sowie der schwarze Klecks rechts im Orange/Okernen.
Die Präzision der Gestaltung, trotz der problematischen Digitalaufnahme, wird am Histogramm deutlich, welches drei Hauptfarben zu bezeichnen weiß.
Ganz frappierend schön wird es, wenn man den rechten Türflügel im Detail sieht und um 90 Grad kippt.
So wird eine Bildsprache daraus, die an Eindringlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Ein Bild, das die Grenzen zwischen Verderben und Tod durchschreitet.
Man kann zwar nicht von einem Meisterwerk der Kunst am Bau sprechen. Doch diese Sprache des nicht Grellen und doch Auffallenden hat ihren speziellen Reiz. Ich würde mich schon dafür aussprechen, zumindest die Parkverbotsschilder zu entfernen. Die verzerren den Gesamtklang dieses Tetrachords erheblich. Hingegen sind die gewöhnlichen Abnutzungsspuren originär Bestandteil des sich wandelnden und lebenden Kunstwerks.
[Übernahme aus der Kritischen Masse 2004]